Hast du schon an einem echten Meisterwerk gearbeitet? Vielleicht an einer auf deine Masse geschneiderten Bluse oder einem körpernah geschnittenen Kleid? Dann hast du sicher schon ein Nesselteil genäht. So nennt man ein Versuchsstück, bei dem es vor allem darum geht, die Passform des Schnittes zu überprüfen und mit der eigenen Figur in Einklang zu bringen. Es ist aufwändig, eine Extrarunde einzulegen, aber es lohnt sich.
Für diese Art von Testlauf benötigt man keinen extrem hochwertigen Stoff, ist ja klar.
Dieser Nesselstoff bzw. diese Moulure ist ein einfaches Gewebe in Leinwandbindung.
Im Idealfall sollte das Material von seiner Schwere und Haptik her dem späteren ‚guten‘ Stoff entsprechen. Dieser Nesselstoff ist mit 230g/m2 etwas schwerer und somit gut geeignet für Blazer, Hosen und Röcke.
Darüber hinaus gibt es bei uns einen Nesselstoff für leichtere Projekt (Blusen, Hemden, Kleider) mit einem Quadratmetergewicht von 140g.
Übrigens: Das Wort ‚Nesselstoff‘ ist etymologisch interessant. Es verweist auf die Tatsache, dass man die Probestücke früher auch gerne aus Nesselgeweben genäht hat. Nesselstoffe waren günstiger als Baumwollstoffe. Dazu passt auch, dass man im englischsprachigen Raum ein Teststück als Musslin bezeichnet. Auch dort steht wieder das eingesetzte (sehr günstige) Material im Vordergrund: Gaze/Gauze oder Musselin – es gibt viele Namen und diverse Schreibweisen für den sehr locker gewebten Stoff.